Turnsaal und Musikverein

in Kirchberg am Wagram

TURNEN MIT TUBA | Turnsaal und Musikverein in Kirchberg am Wagram

Die Neue Mittelschule von Kirchberg am Wagram brauchte einen Turn-, der Musikverein Kirchberg einen Probesaal. Architekt Laurenz Vogel senkte ersteren um ein Geschoß ab. So ließen sich beide zu einem kompakten Baukörper bündeln und die alte Allee erhalten. Das Holz des schlichten Quaders harmoniert bestens mit den Bäumen.

Der alte Turnsaal der Neuen Mittelschule in Kirchberg am Wagram war eindeutig am Ende seiner Lebenszeit. Auch dem rührigen Musikverein fehlte ein Ort zum Proben. Also schrieb die Gemeinde einen geladenen Wettbewerb für einen neuen Turnsaal, eine Klasse für die Nachmittagsbetreuung, sowie Probesaal und -räume für den Musikverein aus. Die Neue Mittelschule liegt „Auf der Schanz“, einer Straße, die man als Kirchberger Bildungscluster bezeichnen kann. Die Volksschule grenzt direkt an die L-förmige Neue Mittelschule. Deren kürzerer, südlicher Trakt gleitet die Schanz entlang. An seinem Ende liegt der alte Turnsaal, auf den anschließenden Parkplatz folgt der Landeskindergarten. Kirchberg wächst, er wird demnächst um zwei Kindergartengruppen erweitert.

„Mir war wichtig die Bäume zu erhalten“
Im Norden grenzt der Bauplatz an den Rasen des Sportplatzes, im Süden säumt eine Lindenallee die Schanz, ihre Baumkronen leuchten in allen Herbstfarben. „Mein Zugang war ein städtebaulicher“, erklärt Architekt Laurenz Vogel, der Wettbewerbsgewinner. Er kennt die Allee, seit er ein Kind war. „Am wichtigsten war mir, die Bäume zu erhalten. Ich habe den Turnsaal ins Untergeschoß geschoben, damit das Gebäude so kompakt ist, dass die Allee bestehen bleibt.“
Vogel gelang es hervorragend, alle Nutzungen zum schlichten Quader von 33 Meter Länge, 19 Meter Breite und 8 Meter Höhe zu bündeln. Die Verschränkung des zweigeschoßigen, großen Probesaals für den Musikverein und der anschließenden, abgesenkten Turnhalle mit den restlichen eingeschoßigen Räumen führt zu sehr vielschichtigen, spannenden Blickverbindungen und Bezügen.
Der Baukörper ist mit einer vorgehängten Fassade aus vorgegrautem Lärchenholz verkleidet. Die diagonal verlaufenden Latten sind 4 cm breit, ihr Zwischenraum wechselt zwischen vier und acht Zentimetern. Daher variiert die Lichtdurchlässigkeit: Dort, wo die Fassade Öffnungen verdeckt, sind die Zwischenräume breiter gesetzt. Bei besonders schönen Blicken liegen die Fenster frei.

Klangkörper
Der große Musiksaal bildet den Kopfteil, dahinter schließt die Turnhalle an. Die Räumlichkeiten des Musikvereins werden direkt vom Parkplatz aus erschlossen, der Turnsaal von der Nahtstelle des neuen Stiegenhauses. Das Gebäude ist ganz aus Holz: Robuste Esche am Boden, helle, weiche Weißtanne an den Wänden, Kassettendecken aus Brettschichtholz. Das wirkt sehr warm und vornehm, der Boden des Musiksaals steigt kreisbogenförmig in drei Stufen an, 60 Mitglieder zählt der Verein, hier kann er in voller Formation aufspielen, von der Galerie ist der Klang am besten zu beurteilen.

Blick von oben
Sie führt direkt zu den Probenräumen mit Aussicht, in der Mitte sorgt ein Innenatrium für natürliches Licht, hier kann man frische Luft tanken. Gegen Regen schützt ein Schiebedach. Rund um das Atrium gruppieren sich eine Couch und die Gemeinschaftsküche mit dem großen Tisch, von der man in den Saal blickt. „Alles wurde so ausgeführt, wie wir es geplant haben“, sagt Vogel. „Keine andere Gemeinde hat so tolle Räume für ihren Musikverein.“ Er hat sicher recht.
Der Turnsaal ist schmäler als das Gebäude, daher lassen sich im Erdgeschoß längsseitig noch Sanitär, Erschließung und die Nachmittagsbetreuung unterbringen. Durch das sonnige Panoramafenster an der Allee sieht man über den Luftraum des Turnsaals hinweg durch das gegenüberliegende Fenster des Gebäudes bis auf die Bäume am Rand des Sportplatzes. Anja Lazić Akaratović lehrt hier Jazz-Gesang. „Es ist sehr schön. Die Akustik ist so gut, da müsste bis in die Nacht hinein das Licht brennen.“ Auch tagsüber vertrüge dieses Haus durchaus mehr Musik.

Eigentümer: Marktgemeinde Kirchberg am Wagram
Planung: Laurenz Vogel Architekten
Autorin: Isabella Marboe
Fotos: Romana Fürnkranz