Die Bauherren wollten das „Oma-Haus“ so umbauen, dass man es nicht mehr erkennt. Architekt Juri Troy gelang das Kunststück. Eine neue Holzfassade, größere Fenster, weniger Zwischenwände und ein Zubau aus Holz machen ein vormals finsteres zu einem hellen, großzügigen, modernen Haus mit viel Bezug zur Landschaft.
Das alte Haus war nichts Besonderes, eine typische Baumeisterplanung der 1970er Jahre. Solide gemauert, ein Geschoß, darüber ein flaches Satteldach, wenige, kleine Fenster. Aber es war das Haus, in dem viel Arbeit, Geld und Lebenszeit der Großeltern des Bauherrn steckten. Es liegt am Rand von Gerasdorf Ort und ist das letzte an der Sackgasse, die diese Einfamilienhaussiedlung erschließt.
Im Süden die Straße, etwas davon abgerückt das Haus. Der Grundriss fast quadratisch, im Osten der Eingang, die Traufe verläuft von Ost nach West. Dort – auf der gegenüberliegenden Seite – stand die Garage und verstellte den schönsten Blick auf Felder und den Bisamberg. Nach dem Tod der Großeltern bekamen die Bauherren das Haus. Alle rieten ihnen, es einfach abzureißen und ein neues zu errichten. Für die Bauherren war das undenkbar. Die Substanz des Hauses war gut, sie zu erhalten auch eine Frage des Respekts vor dem Vermächtnis der Großeltern, der Geschichte des Ortes und der Umwelt. Alte Häuser speichern viel graue Energie, Abriss und Neubau sind fast immer wesentlich weniger nachhaltig als Sanierung, thermische Verbesserung und Umbau.
Bauaufgabe der Zukunft
Die Bauherrin aber konnte sich „beim besten Willen“ nicht vorstellen, im „Oma-Haus“ zu leben. „Uns schwebte ein Holzhaus mit Flachdach vor. Wir wollten zeigen, dass man auch in einer gewachsenen Ortschaft am Land geradlinig bauen kann.“ Auf der Suche nach einem geeigneten Architekten stießen sie auf Juri Troy, er sollte den Bestand „so umplanen, dass man ihn nicht mehr wieder erkennt.“ Sie waren an den Richtigen geraten: Troy hat schon viele Einfamilienhäuser aus Holz realisiert und zunehmend mehr mit Umbauten zu tun. „Das ist eine Bauaufgabe der Zukunft, gute Referenzprojekte sind der stärkste Motor, diese Entwicklung voranzutreiben.“
Einschlägigen Bestand der 1970er kennt er gut. „Diese Häuser haben oft mehr oder weniger kleine Räume an einem Mittelgang, sind sehr dunkel und reagieren wenig auf den Kontext“, sagt der Architekt. Unnötige Zwischenwände fielen, größere und mehr Fenster holen Licht und Ausblick herein, ein neuer Holzzubau im Norden schafft eine Verbindung zum Garten. „Die größte Herausforderung bei diesem Haus war, dass es falsch am Grundstück steht.“ Das ist nicht zu ändern, aber hervorragend zu korrigieren, wie dieser Umbau beweist.
Der Eingang blieb, wo er war, die bestehende Garage wurde abgerissen. Damit ist der Blick auf die Spargelfelder frei, ein großes Fenster rahmt nun die Landschaft wie ein Bild. Manchmal spazieren Hasen, Fasane und Rehe durch, der Sonnenuntergang ist echt. Die tiefe Brüstung des neuen Fensters im Norden ist die Lesenische der Bauherrin.
Neu eingekleidet
Der neue Carport steht direkt an der Grundgrenze straßenseitig am südöstlichen Eck des Grundstücks, der Verlauf des Lattenzauns definiert seine Grenze. Auch das Haus wurde in eine holzfasergedämmte Holzfassade aus unbehandelter Weißtanne neu eingekleidet, alle Fenster sind in Metallrahmen zusammengefasst, in denen die außenliegende Beschattung – perforierte Schiebeelemente – geführt sind. Zwischen Haus und Zaun blüht ein wunderschöner Bauerngarten.
Das massive Ziegelmauerwerk des Bestands wurde innen mit Lehmkalkputz verputzt, das harmoniert mit dem weiß lasierten Eichenboden und den Holzfenstern, die sich im Zubau fortsetzen. Er schließt vier Stufen tiefer direkt an das helle Wohnzimmer mit den zwei großen Fenstern an und ist dadurch spürbar höher, konkret: 3,50 Meter. Vollverglaste Fensterfronten im Osten und Westen holen die Landschaft herein, von morgens bis abends kann man dem Lauf der Sonne folgen. Auch im Süden bei der Küchenzeile gibt es ein Fenster, im Norden über der Sitzbank am Esstisch ein weiteres. Auf seinem Freiluftpendant in der Loggia sitzen alle sehr gern und genießen die Abendsonne. Drei Stufen auf den Rasen komplettieren die Verbindung zum Garten, morgens trinken die Bauherren dort oft Kaffee. Sie sind sehr glücklich mit der wundersamen Hausverwandlung „vom Frosch zum Prinzen.“
Eigentümer: Mag. Theresa Schlederer und Thomas Bogner
Planung: Juri Troy architects
Autorin: DI Isabella Marboe
Fotos: Romana Fürnkranz
Drohnenfotos: Christoph Bertos