Mikroklima – Was ist das, wie beeinflusst es uns und wie können wir es beeinflussen?
Unter Mikroklima versteht man das kleinräumige, unmittelbar gefühlte Klima eines Areals. Es wird in bodennahen Luftschichten gebildet und maßgeblich von der Beschaffenheit der vorhandenen Oberflächen sowie der Witterung beeinflusst – Stichwort „gefühlte Temperatur“.
Beispielsweise macht es einen spürbaren Unterschied, ob man sich bei 30°C Lufttemperatur in der Sonne oder im Schatten aufhält, sich auf Asphalt oder einer Rasenfläche befindet, oder ob ein angenehmer Luftzug in den Sommermonaten unsere Haut kühlt. Durch die vielen versiegelten innerstädtischen Flächen stellt der Klimawandel vor allem die städtische Bevölkerung vor große Herausforderungen und es wird in Zukunft noch wichtiger mit Bäumen, Sträuchern, Blumenbeeten und versickerungsfähigen, hellen Pflasterbelägen Räume im Straßenraum Aufenthaltsbereiche zu schaffen, wo man dem heißen Wohnungsalltag entfliehen kann.
Die gute Nachricht ist: Wir haben diese Werkzeuge in der Hand und können damit aktiv unsere Umwelt und somit unser künftiges Wohlbefinden mitgestalten.
Der Bauplatz, das eigene Grundstück und der öffentliche Raum können also als Ressourcen gesehen werden, mit welchen es bewusst umzugehen gilt. Dabei können auch kleine Maßnahmen – richtig und zielgenau eingesetzt – schon eine deutliche Wirkung erreichen. Wenn man bei der Positionierung des eigenen Hauses schon an die Gartenplanung denkt – wo man ausreichend Schatten- und Sonnenplätze vorsieht, oder z.B. einen Bestandsbaum erhält – dann tut man sich und seiner Familie etwas Gutes.
Mikroklimasimulation, Analyse und Bewertung
Die Wirkungen von gezielten Maßnahmen, wie der Einsatz von Begrünung oder heller, diffusionsoffener Pflasterung, sind messbar und können schon vorab mittels spezieller Software simuliert werden. So werden Mikroklimasimulationen bereits in der Planungsphase von großen Bauprojekten eingesetzt, um beispielsweise die Ausrichtung und Gliederung von Baukörpern im Stadtquartier zu optimieren oder die Beschaffenheit der Oberflächen noch hinsichtlich der (klein-)klimatischen Gegebenheiten zu verbessern. Damit lässt sich bereits im Planungsstadium die künftige Aufenthaltsqualität berücksichtigen wie auch die Energiekosten für Maßnahmen zur Gebäudekühlung reduzieren.
Andererseits können bei bereits bestehenden Objekten bzw. Freiräumen die möglichen Auswirkungen unterschiedlicher Begrünungsmaßnahmen simuliert und ihre positiven Wirkungen aufgezeigt werden. Dabei finden in einem ersten Schritt eine Analyse und eine darauf aufbauende Bewertung der Bestandssituation (Status quo) statt. Im nächsten Schritt können in unterschiedlichen Szenarien geeignete Maßnahmen ausgearbeitet und deren Wirkung auf das Mikroklima simuliert und somit weiterentwickelt werden. Das Ergebnis wird – ähnlich den Abbildungen einer Wärmebildkamera – in so genannten „Heatmaps“ veranschaulicht und ermöglicht einen Vorher-Nachher-Vergleich der Wirkungen der grünen Stadt.
Maßnahmen im öffentlichen und privaten Lebensraum
Nicht nur Gemeinden und Städte können Maßnahmen zur Verbesserung des Mikroklimas durchführen, jeder von uns kann etwas dazu beitragen. Solche Maßnahmen sind die Entsiegelung von Platz- und Wegeflächen (Pflaster statt Asphalt), Schaffung von Pflanzflächen (Blumenbeete mit attraktiven, standortgerechten Blütenstauden und Gräsern), strukturierte Baumpflanzungen sowie Dach- und Fassadenbegrünungen, die richtig geplant relativ günstig umzusetzen sind. Aber auch die Durchlüftung des Ortsraumes durch kühlende Alleepflanzungen oder das Freihalten von Kaltluftschneisen, die Versickerung von Regenwasser auf dem Bauplatz bzw. in den Blumenbeeten und Baumscheiben sowie die Auswahl heller Materialien spielen eine große Rolle im Zusammenhang mit örtlicher Überhitzung. Ganz nebenbei wird nicht nur das Klima verbessert, sondern auch die Nützlinge in unseren Gärten erhalten wieder mehr Lebensraum und können zwischen Siedlungs- und Naturraum wechseln.
Hinsichtlich der Wahl von Materialien und Oberflächen können wir von unseren mediterranen Nachbarn lernen und auf helle Farben zurückgreifen, da diese deutlich weniger Strahlungsenergie der Sonne aufnehmen und somit auch weniger Wärme speichern, welche sie dann verzögert (abends/nachts) wieder an die Umgebung abgeben würden.
Kühlung durch Verdunstung
Blaue und grüne Infrastrukturen gehen dabei Hand in Hand, denn ohne Wasser keine Pflanzen. Pflanzen sorgen ihrerseits durch Verdunstung des aufgenommenen Wassers wiederum für Abkühlung der Umgebungsluft. Auch wie und wo Baumpflanzungen angeordnet werden ist von Bedeutung: Wo ist Schatten erwünscht, wo nicht – und dies auch im jahreszeitlichen Verlauf gedacht. Ist ausreichend Platz vorhanden, für die Entwicklung der Baumkrone UND der Wurzeln, dem „Fundament“ der Bäume? Eine an den Standort angepasste Pflanzenwahl ist dabei immer Grundvoraussetzung für den Erfolg einer Begrünung. Und jedes Jahr, in welchem wir Bäume später pflanzen, ist ein verlorenes Jahr!
Text und Fotos:
grünplan Landschaftsarchitekten, Leobendorf
www.gruenplan.at