Vom abgewohnten Herrensitz zum Baudenkmal

Revitalisierung des Trenninghofs in Mühldorf

Vom abgewohnten Herrensitz zum Baudenkmal

Am Anfang stand für Werner und Catherine Weißmann nur fest, dass sie ein altes Haus in der Wachau kaufen und nach ihren Vorstellungen herrichten wollten. Dann entdeckten sie den Trenninghof, ein abgewohntes schlossartiges Anwesen, das für ihre Bedürfnisse eigentlich zu groß, zu aufwendig und viel zu extravagant war. Letztlich wog aber die Faszination, die von dem mittelalterlichen Gebäude ausging, schwerer als alle Einwände und so fiel 2012 die Entscheidung es zu erwerben.

„Finanziell waren der Kauf und die Revitalisierung sehr, sehr mutige Schritte“, erzählt der Psychologe und Wirtschaftswissenschaftler Weißmann rückblickend „Wir waren nicht vermögend, hatten aber über die Jahre einiges angespart und mit Unterstützung der Familie konnten wir uns auf das Projekt einlassen.“ Gleich nach dem Kauf 2012 mietete sich Weißmann ein Büro in Mühldorf, von wo aus er seiner täglichen Arbeit nachgehen und zudem das Bauprojekt betreuen konnte. „Ich habe den Staub hier gefressen, und unzählige Stunden Eigenleistung investiert, sonst wäre die Aufgabe für uns nicht zu schaffen
gewesen. Aber jede einzelne hat sich ausgezahlt!“

Nur eine winzige Periode
Der Trenninghof ist mit 1302 im Kunstführerverzeichnis Dehio datiert. Ursprünglich war sein Grundriss quaderförmig und die Anlage diente vermutlich als Gutshof für die nahe Burg Oberranna. Ihr heutiges Aussehen und damit auch die Funktion als Herrensitz erhielt sie erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, als der Hof mit seinen gotischen Gewölben mit zwei weiteren Trakten U-förmig erweitert wurde. Auch im 19. Jahrhundert wurde dazugebaut, diesmal im Stil des Historismus. Dazwischen gab es dutzende Besitzer, die den Trenninghof durch die Jahrhunderte nach ihren jeweiligen Bedürfnissen
umformten, anpassten und modernisierten.
Für die neuen Eigentümer war zwar klar, dass die Sanierung die ursprüngliche Gestalt hervorholen und wesentliche bauhistorische Epochen sichtbar machen sollte, aber nach welchen Gesichtspunkten geht man dabei vor, wenn weder alte Grundrisse noch Baupläne existieren? Außer einem Kupferstich von 1697 und einem Biedermeier-Aquarell sowie einigen Fotografien gab es keinerlei Quellen. „Wir haben die Anlage dann gleich so renoviert, als ob sie unter Denkmalschutz stünde”, erzählt Werner Weißmann, der stets den Dialog mit der Kulturabteilung des Landes und dem Bundesdenkmalamt suchte und deren Vorschläge nie als Bürde oder Eingriff in die persönliche Freiheit betrachtete. Denn so Weißmann: „Wir Menschen sind nur eine winzige Periode in einer sehr langen wechselhaften Geschichte eines Gebäudes. Dessen muss man sich bei einem solchen Bauprojekt bewusst sein. Ich wollte daher keine Kompromisse, selbst wenn sie praktischer oder günstiger gewesen wären.“

Nägel mit Köpfen
Für ein Vorhaben dieser Größenordnung – der Wohntrakt umfasst 185 m², der Bürotrakt 115 m² – schritten die Arbeiten am Trenninghof ungemein rasant vorwärts und nach einem Jahr war bereits alles erledigt.

Zunächst wurden die Adaptierungen aus dem 20. Jhdt. u.a. eine Betonstiege, ein Erker am Turm und die Kunststofffenster im ersten Stock entfernt. Alle Außenwände wurden drainagiert und damit trocken gelegt. Innen wurden verloren gegangene Bauelemente und Gewölbe freigelegt und wieder sichtbar gemacht. Die abgehängten Zwischendecken sowie die Innendämmung landeten auf dem Bauschutt. Im nächsten Schritt wurde die Gebäudetechnik mit sämtlichen Leitungen für die Elektroanlage, die Wasserversorgung sowie die Heizung neu installiert und ein 50 KW Holzfeststoffkessel mit 3000 Liter Pufferspeicher eingebaut. Von den Böden wurden die alten Lacke entfernt, hinterher wurden sie geschliffen, gebeizt und geölt.
Ein wesentliches Anliegen der Bauherrn war, dass die Arbeiten ausschließlich von regionalen Fachbetrieben ausgeführt werden, es sollte nicht der billigste, sondern der beste den Auftrag bekommen. „Ich wollte, dass das Geld in der Region bleibt, habe mich daher um Firmen aus der Umgebung umgesehen, die unsere Vision teilten, ließ mir die eine und andere Empfehlung geben und recherchierte gründlich“ führt Werner Weißmann aus und ergänzt: „Gerade heute wo klassische Anlagemodelle wie Aktien und Fonds kaum mehr durchschaubar sind und immer fragwürdiger werden, findet wieder vermehrt eine Rückwendung zum Regionalen statt.“

Wohnen und arbeiten im historischen Ambiente
Familie Weißmann hat ihre Zelte in Wien abgebrochen und sich für ein Leben und Arbeiten in der Wachau entschieden, Tochter Leonie geht in Krems zur Schule. Auch das Unternehmen hat hier ein neues Zuhause gefunden, Kunden kommen und gehen.
Nachdem der Trenninghof nun seit drei Generationen lang abgeschottet war, ist er jetzt mit neuem Leben erfüllt und soll sich auch für kunstinteressierte Menschen öffnen, denn last but not least ist da noch das Privatmuseum mit den Werken des Malers Leopold Hauer. Eine Leidenschaft von Werner Weißmann, die bei der Entscheidung für den mittelalterlichen Herrensitz eine wesentliche Rolle gespielt haben dürfte. Für den Kunstliebhaber hat die Sammlung hier einen gebührenden Rahmen erhalten.
Gemeinsam resümieren die Ehepartner: „Als wir das alte Gebäude erwarben, war es sehr fraglich ob wir uns damit nicht zu viel zumuten würden. Das Ergebnis der Renovierung hat aber unsere Entscheidung nachträglich bestätigt. Im März 2014 wurde der Trenninghof vom Bundesdenkmalamt als architektonisch bedeutsames Kulturgut eingestuft und wir sind sehr stolz, dass er jetzt offiziell ein Denkmal geworden ist!“

Bauherr: DDr. Werner Weißmann und Mag. Catherine Weißmann-De Ro

Planung: Bauherr