Ein Umbau in Weidling zeigt, wie man die Grenze zwischen Drinnen und Draussen aufhebt. Man nehme ein Ensemble aus mehreren Gebäuden, kombiniere die Gegebenheiten mit Ideen der modernen Architektur und herauskommt ein Wohntraum, bei dem schon das morgendliche Zähneputzen zu einem Erlebnis wird.
Das Bauvorhaben
Wie verbessert man die Wohnqualität im Elternhaus aus den späten 60er Jahren, das inmitten eines sehr schönen, waldigen Gartens an eine zweigeschossige, denkmalgeschützte Villa grenzt und seinen Bewohnern dennoch keinen Ausblick ins Grüne gönnt? Das war eine der Herausforderungen bei der Modernisierung und Erweiterung des bestehenden Areals an der Brandmayerstraße in der Klosterneuburger Gemeinde Weidling. Der Startschuss für den Umbau fiel im März 2012, die Zeit war reif, um das zu realisieren, was den Bewohnern schon länger vorschwebte.
Innen und außen verschmelzen
Das Ergebnis ist ein Gesamtkonzept, das die vorhandenen Bauteile in sich und vor allem mit dem umgebenden Baumbestand harmonisch zusammenfügt und diesen erlebbar macht. Im neuen Wohnhaus rahmen drei Loggien die Grenze zum Garten im Südosten und erweitern mit verschiedenen Ein- und Ausblicken den Wohnbereich optisch ins Grüne. Idyllischer Nebeneffekt der neu gewonnene Wohnqualität: Von den Logen-Plätzen aus lassen sich die freilebenden Tiere beobachten.
Ausblick statt Spiegel
Im elterlichen Badezimmer prangt nach dem Umbau kein Spiegel, sondern ein querformatiges Fenster über dem Waschbecken, das den Blick ins umgebende Grün und auf die Kirchturmuhr des Ortes freigibt. Das hat so manchen Vorteil und verschönert nicht nur das Zähneputzen, schwärmt Besitzerin und Architektin Martina Barth-Sedelmayer. Inspiriert wurde diese ungewöhnliche Lösung durch das berühmte Privathaus „Fallingwater“ des amerikanischen Architekten Frank Lloyd Wright. Auch bei dem Vorbild, das in der Nähe von Pittsburgh steht, ging es darum, die umgebende Natur architektonisch einzubinden.
Spiel mit dem Licht
Die neue Lichtführung im modernisierten Haus mit offener Küche und segmentierten Wohnbereichen nutzt das natürliche Tageslicht und unterstützt es durch künstliche, in der Decke verteilte Lichtquellen. Wie Sonnenstrahlen, die zu jeder Tageszeit anders einfallen, kann man das Oberlicht wandern lassen und so mit der Raumatmosphäre spielen.
Altes neu interpretiert
Sorgfältig ausgewählte Oberflächen und Materialien runden den Umbau ab. Die Farbgebung des Kastenverbaus im Wohnzimmer, der aus der Zwangslage der bestehenden Kellerstiege mitten im Raum ein Solitärmöbel mit Funktion zaubert, spiegelt zum Beispiel die Farbe der Baumstämme im Garten wider. Überhaupt wurden alte Bauelemente und Möbel, sofern gut erhalten, im neuen Kontext wiederverwendet und verleihen den Wohnräumen einen besonderen Charakter.
Blickfang Kamin
Ein kleines Kunststück ist der Kamin. Durch seine professionelle Ausführung und entsprechende Vorkehrungen kann er von innen und außen gleichermaßen genutzt werden und sorgt damit auch im Freien für behagliche Stunden. Die Familie hat sich damit einen weiteren Traum vom Leben im Grünen erfüllt.
Auch hinsichtlich Nachhaltigkeit und Energieeffizienz hatte man beim Umbau große Ansprüche. Thermisch aufgerüstet, erreicht nun der Altbau mit seinem in Mischbauweise (Stahlbeton und Hochlochziegel) ausgeführten Zubau dank der eingebauten kontrollierten Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung einen Heizwärembedarf von 34 kWh/m²a.
Bauherr: Martina Barth-Sedelmayer u. Michael Barth
Planung: syntax architekten