Alles andere als unscheinbar präsentiert sich ein bereits von der Ferne erkennbares Architekturschaustück. Unverwechselbar und mit einer mutigen Formensprache manifestiert sich so das Weingut Grillmeier Ladentrog am Ortsrand von Pernersdorf im nördlichen Weinviertel. „Ein Buschenschank der etwas anderen Art“ meinte der Winzer, um sich so von den klassischen Heurigen abzusetzen.
Das Grundkonzept des Architekten war „den dunklen Keller aus der Erde herauszuheben, um über die Weingärten zu blicken“. Das Phänomen „sehen“ und „gesehen zu werden“ spielte dabei eine ganz besondere Rolle, was sich anhand der großzügigen Verglasungen wiedererkennen lässt. Somit scheint dem Architekten Karl Gruber die Neudefinition eines modernen Buschenschankes sehr gelungen zu sein.
Ein Stück Tradition …
Die Heurigenkultur, die ursprünglich auf das Mittelalter zurückzuführen ist, hat Tradition. Schon damals hatten die Winzer die Möglichkeit, eigene gekelterte Weine auszuschenken. Im Laufe der Zeit wurde das Angebot auf selbst erzeugte Speisen erweitert. Heutzutage sind Heurigenschmankerln nicht mehr wegzudenken. Ein Stück Tradition, das auch im modernen Ambiente zelebriert wird.
Die Wahl des Bauplatzes war eine einfache: Inmitten der Weingärten und mit Weitblick. Der Weinberg Ried Steinberg, wie er dort umgangssprachlich genannt wird, bot also die perfekte Voraussetzung. Nicht zuletzt ist auch, anlehnend ans Englische, die Namensgebung der „Weingarten.rocks“ auf die Ortswahl zurückzuführen.
Schwebende Architektur
Schon immer war das Gebiet um Retz nahe der österreich-tschechischen Grenze bekannt für seine reizvollen Weinberge. Ein nach vorne verjüngter Langbau mit schwebendem Charakter prägt dort seit neuestem die Landschaft der Weingärten. Das zeitgenössische Gebäude besteht aus einem Holzriegelbau mit freitragenden Stützen, die für den schwebenden Charakter sorgen. Der erhabene Platz sowie die nach vorne leicht zulaufenden Linien unterstützen dabei die Leichtigkeit des Gebäudes. Die organische Formensprache leitet sich von den Hügeln ab, unterstreicht der Architekt. Auf parallele Linien wurde dabei verzichtet.
Nachhaltiger Zugang
Der Buschenschank wurde gemäß nachhaltigen Kriterien aus natürlichen sowie lokalen Materialien erbaut. Bewusst wurde daher die Materialität Holz gewählt, nicht zuletzt, um schnell einen grau-verwitterten Charakter zu erzielen. Die sogenannte Patina des Lärchenholzes ist bereits heute an der Wetterseite des Heurigen ablesbar.
Die Konstruktion ist der Statik geschuldet, die filigran der Schwerkraft entgegenwirkt, erklärt der Architekt. Alle erdberührenden Bauteile wurden in Massivbauweise aus Beton errichtet. Die Kombination Holz – Glas ergänzt sich perfekt und unterstreicht somit die Leichtigkeit des Gebäudes. Die Verglasung wird geschickt um die Ecken gezogen und als ein durchgehendes Element wahrgenommen. Der offene Raum mit großzügigen Fensterflächen sorgt somit für einen ungehinderten 180 Grad Weitblick auf die reizvollen Weinberge.
Das Ambiente im Innenraum ist schlicht gehalten. Auch hier setzt man auf rurale Materialien. Alte Weinstöcke im Bereich des Einganges werden in die Innenraumgestaltung miteinbezogen. Der erste Blick beim Betreten des Buschenschankes fällt auf die perfekt inszenierte Ausschank- und Verkaufstheke. Von dieser aus hat man den gesamten Gastraum im Überblick. Schmale Regale mit blitzenden Weinflaschen aus der eigenen Produktion funktionieren zugleich als Raumtrennung. Ein flexibles Möblierungskonzept ermöglicht zudem eine Vielzahl an Bespielungsmöglichkeiten. Bei Schönwetter genießt man gern das Gläschen Wein auf der großzügigen Außenanlage inmitten der charmanten Weinberge.
Ausg’steckt is!
Überzeugen Sie sich selbst von dem außergewöhnlichen architektonischen Ambiente und lassen Sie sich von der regionalen und saisonalen Buschenschankküche und den Weinen der Region verwöhnen – ganz nach dem Motto „Ausg’steckt is“!
Eigentümer: Jan Manuel Grillmeier
Planung: Design 4 JUU | Architekt DI Klaus Gruber