Aus der Not eine Tugend machen zu können, ist ein Merkmal guter Architektur. Bei diesem Bauvorhaben in Langenzersdorf bestand die Aufgabe darin, ein sehr schmales Grundstück optimal zu nutzen. Das Ergebnis ist mehr als überzeugend und wer das Haus besucht, spürt sofort seine Ausstrahlung.
Auf den ersten Blick erscheint das Grundstück problematisch: Hanglage, extrem schmal und lang, eingeschoben zwischen zwei Einfamilienhäuser. Doch wenn man ein individuelles Grundstück wie dieses planerisch durchdenkt, wenn man es sprechen lässt, dann offenbart es auch seinen speziellen Charme. Hierfür wurde der langgestreckte, zweigeschossige Baukörper platzsparend in gekuppelter Bebauungsweise entlang der seitlichen Grundstücksgrenze errichtet.
Empor zum Haus
Straßenseitig schiebt sich die Garage mit Abstellraum in den Hang und bildet nach vorne einen signifikanten Abschluss. Seitlich mündet eine Betontreppe in einen schmalen Weg, der leicht bergauf zum Haus führt, das in seiner lakonisch-schlichten Gestaltung den Eindruck von Erhabenheit vermittelt: Von hier aus gesehen, bietet die schmale, zweistöckige Front einen effektvollen Kontrast zwischen dem massiven Betonsockel und dem transparenten, rundum verglasten Obergeschoß. Die Fensterfronten der gartenseitigen Nord- und Westfassade sind zurückgesetzt – dadurch bilden sich schmale, überdachte Terrassen.
Der Überraschungseffekt beruht darauf, dass man zunächst nur die Stirnseite sieht. Der Besucher ahnt noch nicht, dass sich das Gebäude der Länge in den Hang schiebt und dadurch weitaus mehr Platz bietet, als man zunächst für möglich hält. Flächig und kompakt drückt das Gebäude mit seiner spartanischen Betonoptik wirtschaftliche Zweckmäßigkeit aus. Erst wenn man es betritt, offenbart es seine wahre Größe. Innen gewinnt man schnell den Eindruck von Ordnung und Übersichtlichkeit. Die Längsachse dominiert und wird von Möbeln und Lampen weitergeführt. Die komplett geschlossene Gebäudefront an der Grundstücksgrenze wird im Inneren von der Stiege und raumhohen Kästen flankiert. Ein geschickt angeordneter Freibereich verstärkt den schiffsartigen Eindruck. Hier kann man sich vorstellen, man sei auf Deck, und die weite Aussicht übers Land verstärkt diesen Eindruck deutlich.
Alles an Bord
Im teilweise in den Hang gebauten Sockel des Hauses befindet sich, gegen Witterung geschützt, der Hauptzugang. Im unteren Geschoß gibt es Gäste- und Kinderzimmer mit Sanitärbereich sowie Keller und Haustechnikraum. Von dort gelangt man über eine Treppe in den weitläufigen, lichtdurchfluteten Wohnbereich, in dem auch gekocht und gegessen wird. Die Terrasse schließt sich südlich daran an und ist zum großen Teil überdacht. Der massive Dielenboden im Innenbereich ist aus Sibirischer Lärche, auch beim Terrassenboden hat man Lärche eingesetzt. Zwei Stufen führen in den Garten im oberen Grundstücksbereich.
Dieses Bauvorhaben belegt eindrucksvoll, dass qualitätsvolle Architektur auch auf problematischen Parzellen und mit überschaubarem Budget machbar ist: Beide Stockwerke wurden mit pigmentiertem Sichtbeton und Innendämmung ausgeführt. Eleganz entsteht hier aus profanen Baustoffen.
Eigentümer: Privat
Entwurf / Ausführungsplanung:
Dietrich | Untertrifaller Architekten ZT GmbH
Alexander Janowsky Architecture