In prominenter Hanglage Am Steindl in Krems präsentiert sich ein neu errichtetes Wohnhaus, geplant vom ortsansässigen Architekten Claus Ullrich. Zunächst musste der vorhandene, allerdings in die Jahre gekommene Bau abgerissen werden, um für den Neubau Platz zu machen. Sensibel fügt sich dieser nun zwischen den grünen Hang und der bestehenden Stadtstruktur ein.
Nordöstlich der Kremser Altstadt befindet sich der gleichnamige Fluss. Dieser verläuft mäandernd im Kremser Stadtgebiet. Schaut man von dort „unten“ auf den sogenannten Langenloiserberg hinauf, erblickt man an einer Hangkante den modernen Neubau, der sich unaufdringlich in den Bestand integriert. Dieser ist auch aus der Ferne erkennbar. Mitunter ein Grund, weshalb sich das Bauvorhaben dem Kremser Gestaltungsbeirat unterziehen musste. In diesem Beirat werden stadtbildwirksame Bauvorhaben auf ihre städtebauliche und architektonische Einfügungsqualität unabhängig und objektiv von Architekt: innen geprüft.
Historisches weiterführen
Am vorliegenden Projekt war die größte Herausforderung „Historisches weiterzuführen“, so der Architekt. Der Neubau soll einen respektvollen Dialog mit den benachbarten Gebäuden eingehen. Die Geometrie leitet sich deshalb aus den giebel- sowie traufenständigen Nachbarhäusern ab. Die Hausecke wurde Richtung Süden und Westen mit Giebelflächen versehen, wodurch eine turmähnliche Ecksituation entstand. In dieser prominenten Erscheinung sind im Inneren des Gebäudes die Wohnräume situiert. Im Dachgeschoß wirkt der Wohnraum somit besonders großzügig. Bodentiefe Verglasungen sorgen für eine hohe Tageslichtausbeute sowie eine ungestörte Aussicht in die Ferne. Im 1. Obergeschoß wurden ein Terrasseneinschnitt und im Dachgeschoß eine zusätzliche Fensterfront geschaffen. Die Fensteröffnungen variieren hinsichtlich Proportion und Form. Fensterfaschen betonen die Öffnungen. Für Portale, Fenster und Verblechungen wurde ein schlichter „Perlbeige“-Farbton verwendet, der zusammen mit der weißen Putzfassade gut harmoniert. Allesamt gestalterische Merkmale, die das Erscheinungsbild sowie den Straßenverlauf prägen. Besonders gut wahrnehmbar sind die dezenten Details, wenn man sich dem Gebäude Schritt für Schritt über den schmalen Pfad entlang der grünen Gärten am Hang nähert.
Das Eckgrundstück ist als geschlossene Bebauung gewidmet, weshalb zu den Nachbarhäusern angebaut werden musste. Dieser Übergang von Alt zu Neu wurde im Gestaltungsbeirat näher betrachtet. So wurde das Bauvorhaben im nördlichen Bereich absichtlich etwas zurückgenommen, um auf den torbogenartigen Zugangsbereich des Nachbarn adäquat zu reagieren. Durch das Abrücken konnte im Dachgeschoß Platz für eine Terrasse gebildet werden.
Das Gebäude befindet sich in Hanglage und ist in drei Ebenen „geschichtet“. In den zwei oberen Geschoßen ist jeweils eine Wohnung situiert. Diese sind mit einem Balkon, einer Dachterrasse oder einem versteckten, idyllischen Garten auf der Rückseite ausgestattet. Aufgrund der Hanglage ist das Gebäude sowohl vom Erdgeschoß als auch vom 1. Obergeschoß betretbar. Im Erdgeschoß wurden unter anderem die Garage und Haustechnik geschickt versteckt. Warme Farben und natürliche Materialien verleihen den Räumen eine wohnliche Atmosphäre.
Vollkommenheit im Herbst
Ein kleines, aber nicht unwesentliches Detail rundet das gesamte Projekt ab, so die Bewohnerin des Hauses: Vor allem im Herbst, wenn die Blätter in kräftigem Rot leuchten, ist der Ausblick besonders schön. Man bekommt das Gefühl, über der Stadt und Landschaft zu schweben. B.R.
Eigentümer: Privat
Planung: Architekt DI Claus Ullrich