Viele Jahre lang stand das Objekt am Hauptplatz von Pfaffstätten leer, bis sich die jetzigen Eigentümer entschließen konnten, das Objekt zu kaufen und zu ihrem neuen Familiendomizil zu machen.
Die Entscheidung fiel nicht leicht, denn der Zustand des Altbestandes war ein Desaster. In den 40er Jahren waren in der Anlage in Kleinstwohnungen mitunter bis zu neun Familien untergebracht. Als die Familie Schachinger das Haus übernahm, waren diese Räumlichkeiten noch immer vollständig möbliert, komplett ausgestattet und sogar Gewand und persönliche Gegenstände waren noch vorhanden.
Ausflug in die Vergangenheit
„Wir dachten, es kommt jeden Moment jemand um die Ecke“, erklärt Irene Schachinger, und ergänzt: „Es war wie eine Zeitreise, wenn man durch die Zimmer ging. Briefe, Postkarten, Dokumente, die uns da in die Hände fielen.“ Man konnte und wollte die Dinge nicht vernichten, zu viel Geschichte kam hier zutage. Vieles wurde dem Heimatmuseum überlassen, der Aufwand war enorm und die Herausforderung groß.
Skizzen über Skizzen
Mittlerweile ist das alles Schnee von gestern, heute lebt die Familie glücklich in ihren neuen vier Wänden, die eigentlich acht sind. Um die Vorgaben der baulichen Schutzzone einzuhalten und dabei aber auch gleichzeitig das gewünschte Raumprogramm unterzubringen, wurde sozusagen „ein Haus im Haus“ errichtet. Die Bauherrschaft selbst war in der Planungsphase selbst sehr aktiv. Gemeinsam fertigten Irene und Matthias Schachinger viele Skizzen an, bevor sie ihren Freund und Baumeister Robert Pratter beizogen. Alle ihre Skizzen hatten den Abriss und kompletten Neubau im Fokus. „Die beiden meinten, sie hätten alle Varianten schon zu Papier gebracht und sagten zu mir `Mach uns das bitte, aber in schön!“, erzählt Pratter und lacht dabei.
Altes mit Neuem verbinden
Umgesetzt wurde ein ganz neuer und für die Bauherrschaft überraschender Entwurf. Robert Pratter, selbst auch Restaurator, wollte die Altsubstanz unbedingt erhalten und entwickelte eine Lösung, bei welcher der Eingangsbereich mit dem Einfahrtstor und den straßenseitigen Gebäuden rechts und links davon bestehen bleiben konnte, allein das Obergeschoß im linken Gebäudeteil wurde abgetragen.
Alle alten Gewölbe im Erdgeschoß blieben erhalten und wurden behutsam restauriert. Im linken Teil befindet sich nun der großzügige, gedeckte aber offene Eingangsbereich, dahinter ein großer Weinkeller. Im rechten Teil wurde ein vom Hauptwohnbereich unabhängiger, aber autonomer Wohnbereich geschaffen, der – je nach Bedarf – individuell nutzbar ist.
In den, an den Altbestand anschließenden, nach hinten ausgerichteten großen Garten setzt Pratter ein L-förmiges, eingeschoßiges zweites Haus. Ein zweigeschoßiger Bau hätte den Innenhof zu sehr beschattet, erklärt er seine Entscheidung und begründet damit auch die relativ flache Giebeldachkonstruktion des Neubaus.
Sonne, Wasser, Erde, Licht
Durch die Mauern der angrenzenden Nachbargrundstücke entsteht eine atriumähnliche Situation mit blickgeschützten Pool und ruhigen Garten. Jedes der Zimmer hat über die Terrassentüren einen eigenen Ausgang ins Grüne, somit ist – wenn gewünscht – ein Kommen und Gehen möglich, ohne andere Familienmitglieder zu stören. Für optimale Belichtungsverhältnisse im Gebäudeinneren sorgen neben den großen gartenseitigen Glastüren auch Dachflächenfenster, die im Bereich der geschlossenen Feuermauer zum Nachbarn, Tageslicht von oben einbringen.
Zudem wünschte sich die Familie einen überdachten Sitzplatz im Freien, der mit seinem Holz-Glas-Dach über eine freundliche Lichtstimmung verfügt. Und sollte die Sonne im Sommer einmal zu heiß sein, bietet der gemütliche Weinkeller im Altbau immer noch eine angenehme und kühle Alternative.
Bauherrn: Matthias und Irene Schachinger
Planung: BM Ing. Robert Pratter