Wie die Silhouette eines Greifvogels liegen die drei Dächer schützend über dem Gebäudeensemble des „Dreifachhauses“ von Barbara und Ernest Großauer.
Zwei der drei Häuser sind räumlich verbunden, bilden eine Einheit und dienen als Wohnhaus, das dritte steht als komplett autonome Wohneinheit Gästen zur Verfügung. Dieses heutige „Gästehaus“ stand ursprünglich alleine auf dem Grundstück und wurde viele Jahre nur als temporärer Rückzugsort des Ehepaars genutzt, günstig gelegen, nur etwa 100 Meter entfernt vom Stammhaus der Großfamilie, in dem mittlerweile auch das Unternehmen Großauer-Edelkonserven untergebracht ist, das von den beiden Söhnen betrieben wird. 2018 sollte aus dem vorübergehenden Rückzugsort ein permanentes Domizil werden und ein Anbau wurde angedacht, dabei sollte der Altbestand erhalten und die Außenansicht nicht verändert werden.
Ernest Großauer ist heute in Pension. Im Zuge seiner Berufstätigkeit hatte er sich über 40 Jahre hindurch laufend mit dem Thema Bauen auseinandergesetzt und konnte sich dabei ein enormes Fachwissen aneignen. Bei der Planung und Gestaltung des Anbaus hat er, bis auf die behördliche Einreichung und die Erstellung der Ausschreibungen, so gut wie alles selbst gemacht.
So benutzerfreundlich wie möglich
Das Dreifachhaus entstand aus der Idee, eine symmetrische Dachlandschaft zu schaffen, die sich an der Dachform des Altbestandes orientierte. Daran angelehnt plante Ernest Großauer in Form von Handskizzen das Projekt quasi von innen nach außen. „Ich habe im ersten Schritt alles bemaßt, Küche und Kachelofen dorthin gesetzt, wo ich sie haben wollte, daraus ergaben sich dann die restlichen Räume und Raumgrößen automatisch.“ erklärt er seinen Zugang. Minimalistisch zu bleiben, war der Wunsch. Die einzige Technik im Haus: Die Luft – Wärmepumpe. Einfache Kippschalter für die Beleuchtung, die Jalousien funktionieren händisch, Dunstabzug gibt es keinen. „Wir machen die Fenster und Türen auf, das wirkt genauso“, meint er. Warum er diesen für heutige Standards durchaus unüblichen Weg gegangen ist, ist einfach erklärt: Er möchte sich nicht mit irreparablen, digitalen Bauteilen und komplizierten Reparaturen auseinandersetzen müssen, sondern auftretende Schäden selbst beheben können.
Praktischer Zugang
Bei der äußeren Gestaltung spielte auch Praktikabilität eine große Rolle. So haben beispielsweise die Dachvorsprünge sowohl an der Vorder- als auch Hinterseite der beiden Zubauten 60 cm Überstand und schützen damit die großen Glasfronten einerseits vor Verschmutzung und andererseits im Hochsommer vor der direkten Sonneneinstrahlung. So bleibt das Haus auch ohne Klimaanlage angenehm temperiert. Alle Flächen, die der Witterung ausgesetzt sind, sind mit Aluminiumblech gegen Schäden und Feuchtigkeit geschützt, alle tragende Holzelemente wurde versteckt, um Insekten kein „Hotel“ zu bieten.
Bewusstsein für (nachhaltige) Qualität
Bei der Wahl der verwendeten Materialien wurde nicht nur Wert auf die Herkunft der Produkte gelegt, sondern man wollte auch wissen, wer sie produziert, wer die Menschen sind, die dahinterstehen. Ziegel, Fenster, Fliesen, Sauna und vieles mehr: Bevor ein Auftrag erteilt wurde, besuchten Barbara und Ernest Großauer viele der Produktionsfirmen persönlich, um sich ein Bild machen zu können und die Produzenten kennen zu lernen. Die Materialen kamen aus Niederösterreich und der Steiermark, die ausführenden Handwerker aus der Region.
Viele Teile der Inneneinrichtung und Möbel sind aus wiederverwertbaren Materialien hergestellt. Basismaterial dafür waren nicht selten alte Fassdauben, die noch aus dem elterlichen Weinbaubetrieb stammen, der heute noch in kleinem Rahmen zur Sortimentsergänzung der Edelkonserven weitergeführt wird. Nach 40 – 50 Jahren Verwendung sind die Fässer für Weinlagerung nicht mehr geeignet, die gute Qualität des Holzes jedoch bleibt bestehen. Auch ein 100 Jahre alter Pressbaum wurde zu einem Möbelstück. Einfach, durchdacht, nachhaltig, wohnlich! S.H.
Eigentümer: Barbara und Ernest Großauer
Planung: Profea Projektmanagement GmbH Krems