Zu- und Umbau in Schleinbach

erhaltenswertes Gebäude im Grünland

ALTES NEU GEDACHT | Umbau eines erhaltenswerten Gebäudes im Grünland

Baubehördlich bewilligte Hauptgebäude im Grünland Land- und Forstwirtschaft, die ihre ursprüngliche landwirtschaftliche Nutzung verloren haben, dürfen unter bestimmten Voraussetzungen als erhaltenswerte Gebäude im Grünland (Geb) gewidmet werden. Für sie gelten aber spezielle und strenge Bestimmungen. Beim Haus in Schleinbach wird gezeigt, wie ein Umbau solch eines Geb’s gelingen kann.

Massive Mauern
Die Ausgangsbasis war ein älteres, ebenerdiges Wohnhaus, massiv gemauert, aber architektonisch wenig attraktiv. Die Bauherren hatten die Vorstellung eines umweltfreundlichen, hellen und authentischen Wohnhauses, einerseits modern, andererseits angelehnt an die örtliche Bautradition. Das Haus sollte etwas in die Höhe wachsen und helle, freundliche Wohnräume enthalten. Unter der Planung von Martin Luckabauer entstand ein Beispiel für zurückhaltendes, sachliches Design und zweckmäßige Adaption: Die massiven Mauern wurden bewahrt, ein erdgeschoßiger Zubau in Zimmergröße und eine Aufstockung des Dachgeschoßes sorgten für die räumliche Vergrößerung. Als Baumaterial kamen für die neue Geschoßdecke und einige Innenwände massive Brettsperrholzplatten in Sichtqualität zum Einsatz, die neuen Außenwände erfolgten in Holzriegelbauweise mit vertikaler Sturzschalung.

Holzdämmung
Auch weitere biologische Baustoffe kamen zum Einsatz, so etwa Weichfaserplatten aus Holzwolle zur Dämmung, Zellulose für die Dämmung der Holzriegelwände und eine hinterlüftete Holzfassade als Außenhaut. Diese wird mit der Zeit verwittern und dadurch ihre Farbe gegen ein sanftes Grau eintauschen. Das Haus passt sich dadurch an die ländlichen Stadl an, zugleich hat es aber mit den großen Fenstern, durch die abends das Licht nach außen dringt, etwas sehr Wohnliches und Einladendes. Die übrigen Flächen der Außenwände sind sachlich weiß verputzt. Für die Dacheindeckung wurden dunkle Tonpfannen verwendet, die in Form und Farbe wie Schiefer wirken. Alle Fenster wurden in schmalem Eichenholz ausgeführt, was ihnen einen zarten Charakter gibt. Bauherren und Planer haben hier auf jegliche Dekoration verzichtet. Außen wie auch innen sprechen lediglich die Formen und die Texturen der Werkstoffe. Dacherhöhung neu gedacht
Durch die enge Abstimmung zwischen den Bauherren, dem Planer und der ausführenden Firma wurde auch für die nur begrenzt mögliche Vergrößerung des Gesamtvolumens eine Lösung für das Dachgeschoß gefunden. Die maximal mögliche Erweiterung der Wohnfläche wurde hingegen nur zum Teil ausgeschöpft, was ebenfalls die zurückhaltende Umbauplanung belegt. Leitbild war eine behutsame Anpassung an die baulichen Vorgaben der Umgebung.

Heizen und Kühlen
Durch die erhebliche Verbesserung des Heizwärmebedarfs wurde eine Luft-Wärmepumpe möglich, als zusätzliche Heizung und für das gemütliche Ambiente abendlicher Stunden wurde zudem ein Kaminofen eingebaut. Der erhalten gebliebene Altbaumbestand wirkt als natürlicher Sonnenschutz und rundet das gesamtökologische Gebäudekonzept ab.

Große Terrasse
Auf drei Seiten befindet sich eine große Terrasse aus Lärchenholz, die den Naturbezug dieses Wohnhauses gerade dadurch unterstreicht, dass sie zwischen Gebäude und Grünland vermittelt und einen Ausgleich schafft. Zu diesem Übergangsbereich gehört auch ein überdeckter Außenbereich, der sich wie ein Raum an den Wohnbereich anfügt, dabei aber eben schon Terrasse ist. Die Grenze zwischen Innen und Außen wird dadurch aufgelöst. Das Haus dient nun einer jungen Familie als Wohnsitz mitten im Grünen und erfüllt somit genau jenen Zweck, der für ein „erhaltenswertes Gebäude im Grünland“ vorgesehen ist, ein Fortbestehen alter Bausubstanz in ländlicher Bautradition. (Alexander Glück)

Eigentümer: Mag. Franziska und Michael Erlwein

Planung: Ing. Martin Luckabauer
……………..Ingenieurbüro – Innenarchitektur