Magazinbeitrag

Elemente der Baukunst

Über die Patina

Vom Altern der Dinge | Ein soeben fertiggestelltes Haus, makellos und unangetastet, sieht aus wie frisch aus der Verpackung genommen – eine Welt ohne Kratzer. Aber der Zahn der Zeit nagt an allem, Gebrauchsspuren werden sichtbar, die Oberflächen verwittern, der Lack beginnt zu blättern, Bauteile nutzen sich ab. Nicht überall ist der Glanz des Neuen gefragt: Viele Materialien, die in der Architektur verwendet werden, verfügen über die Eigenschaft, im Laufe der Zeit Patina anzusetzen. Ein nach Jahrzehnten in Wind und Wetter vergrauter Heustadel sieht nicht schäbig aus, sondern oft sogar schöner als nagelneu. Eine bewitterte Steinmauer, ein bemoostes Dach bezeugt die Allianz des Gebauten mit der Natur auf eindrückliche Weise. Ein in die Jahre gekommenes Haus erhält durch seine sichtlichen Alterungsspuren – sofern sie keinen Bauschaden darstellen – einen besonderen Charakter. Das Bauwerk zeigt, dass es sich bewährt hat und in der Zeit und der Umgebung fest verankert ist. Architekt Le Corbusier, ein Pionier der Moderne, fasste Architektur als etwas auf, „das eine schöne Ruine zurücklässt“ und sprach damit belanglosen Bauwerken gleichsam die Fähigkeit ab, „in Würde“ zu altern. …..